Thema: Die Zukunft der Photovoltaik in Deutschland
Frage 1: Herr Giesbrecht, die Photovoltaikbranche erlebt derzeit einen enormen Aufschwung. Wie schätzen Sie die aktuelle Marktlage in Deutschland ein – und wo stehen wir im internationalen Vergleich?
Sven Giesbrecht:
Die Photovoltaik hat in Deutschland in den letzten Jahren tatsächlich einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren – sowohl politisch als auch gesellschaftlich. Vor allem durch das Zusammenspiel von steigenden Energiepreisen, dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit und natürlich der Energiewende ist die Nachfrage nach Solaranlagen stark gestiegen.
Deutschland ist im internationalen Vergleich gut aufgestellt, vor allem im Bereich der dezentralen Energieversorgung. Wir sind weltweit einer der Vorreiter, was die Anzahl installierter PV-Anlagen pro Kopf betrifft. Aber Länder wie China oder die USA setzen in einem ganz anderen Maßstab auf den Ausbau von Großanlagen – hier haben wir noch Nachholbedarf. Trotzdem ist es bemerkenswert, wie schnell sich private Haushalte, Unternehmen und Kommunen in Deutschland mit dem Thema identifizieren. Der Markt wächst dynamisch, und wir befinden uns in einer Phase der Reife und Konsolidierung.
Frage 2: Welche technologischen Entwicklungen sehen Sie aktuell als besonders zukunftsweisend? Gibt es Innovationen, die den Markt in den nächsten Jahren nachhaltig verändern könnten?
Sven Giesbrecht:
Absolut, die Technologie entwickelt sich rasant weiter – viel schneller als der öffentliche Diskurs oft vermuten lässt. Ein besonders spannendes Feld sind sogenannte bifaziale Solarmodule, die sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite Sonnenlicht aufnehmen können. Diese Module ermöglichen je nach Standort eine Mehrleistung von 5 bis 15 Prozent – das ist enorm, wenn man es auf große Flächen hochrechnet.
Auch bei Speichersystemen tut sich sehr viel. Lithium-Eisenphosphat-Batterien etwa sind nicht nur langlebiger, sondern auch sicherer als klassische Lithium-Ionen-Systeme. Die Integration von PV-Anlagen mit intelligenten Energiemanagementsystemen – also „Smart Grids“ – wird ebenfalls immer wichtiger. Hier können Systeme nicht nur Energie speichern, sondern auch verbraucheroptimiert einsetzen oder sogar ins Netz einspeisen, wenn es sinnvoll ist.
Ein weiterer spannender Bereich ist die Kombination von Agri-Photovoltaik – also der gleichzeitigen Nutzung von Flächen für Landwirtschaft und Solarstromproduktion. Diese Doppelverwertung könnte in einer Zeit knapper Ressourcen extrem wichtig werden.
Frage 3: Viele Eigenheimbesitzer stehen derzeit vor der Frage: Lohnt sich eine Investition in eine PV-Anlage überhaupt noch? Was sagen Sie diesen Menschen?
Sven Giesbrecht:
Die Antwort ist ein klares Ja – aber mit einem großen Aber. Ja, eine PV-Anlage lohnt sich fast immer, wenn man sie strategisch plant und intelligent betreibt. Der Unterschied zu früher ist, dass es heute nicht mehr nur um die Einspeisevergütung geht, sondern um Eigenverbrauchsoptimierung.
Das bedeutet: Wer möglichst viel des erzeugten Stroms selbst nutzt – zum Beispiel für Haushalt, Wärmepumpe, E-Auto oder Batteriespeicher – der erzielt auch eine hohe Wirtschaftlichkeit. Die Amortisationszeit liegt je nach Anlagegröße, Standort und Verbrauchsverhalten derzeit bei 8 bis 12 Jahren. Danach produziert die Anlage über viele Jahre quasi kostenlosen Strom.
Das „Aber“ bezieht sich auf die Beratung und Planung: Es reicht eben nicht mehr, einfach Module aufs Dach zu legen. Die Kunden brauchen heute ein ganzheitliches Energiekonzept – und genau da setzen wir als Giesbrecht PV GmbH an. Wir analysieren nicht nur Dächer, sondern Stromverbrauchsprofile, zukünftige Bedürfnisse, steuerliche Aspekte und Förderprogramme. Nur so kann man das volle Potenzial ausschöpfen.
Frage 4: Wie beurteilen Sie die politischen Rahmenbedingungen – insbesondere die aktuelle Gesetzeslage und Förderlandschaft in Deutschland? Genügt das, um den Ausbau der Solarenergie wirklich voranzutreiben?
Sven Giesbrecht:
Die Politik hat in den letzten Jahren durchaus einige wichtige Hebel bewegt. Das EEG 2023 war ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung: Es hat einige bürokratische Hürden abgebaut und die Ausbauziele konkretisiert. Auch die Abschaffung der EEG-Umlage hat den Eigenverbrauch deutlich attraktiver gemacht.
Trotzdem ist noch viel Luft nach oben. Besonders der Netzausbau und die Digitalisierung der Energienetze hinken hinterher. Es kann nicht sein, dass Anlagenbetreiber teilweise Monate auf einen Netzanschluss warten oder dass intelligente Zähler nicht flächendeckend verfügbar sind. Auch bei der steuerlichen Behandlung gibt es Verbesserungspotenzial – obwohl die neue Regelung zur Steuerbefreiung kleinerer Anlagen für viele ein Schritt in die richtige Richtung war.
Was wirklich fehlt, ist eine langfristige Planungssicherheit. Die Leute brauchen klare, verlässliche Rahmenbedingungen, die nicht alle zwei Jahre neu justiert werden. Und wir brauchen mehr Förderung für Speicher und für ganzheitliche Systeme – nicht nur für reine Modulinstallationen.
Frage 5: Wie wirkt sich der aktuelle Fachkräftemangel auf Ihre Branche aus – und wie begegnet die Giesbrecht PV GmbH diesem Problem?
Sven Giesbrecht:
Der Fachkräftemangel ist derzeit eine der größten Herausforderungen. Wir könnten mehr Anlagen bauen, wenn wir mehr qualifiziertes Personal hätten – das betrifft nicht nur Installateure, sondern auch Planer, Energieberater und Projektmanager. Die ganze Branche steht hier vor einem Engpass.
Wir reagieren darauf auf mehreren Ebenen: Erstens setzen wir auf eigene Ausbildung – wir bilden Fachkräfte im Bereich Elektro- und Solartechnik gezielt selbst aus und bieten Weiterbildungsprogramme an. Zweitens digitalisieren wir viele Prozesse, um effizienter zu arbeiten – etwa durch Drohnenvermessung, Software-gestützte Planung und automatisierte Angebotserstellung.
Drittens suchen wir aktiv die Kooperation mit Schulen, Hochschulen und Ausbildungsbetrieben. Wir müssen das Thema Photovoltaik attraktiver machen – nicht nur als ökologisch sinnvolle, sondern auch als zukunftssichere Berufsperspektive.
Langfristig wird sich die Branche ohnehin stärker industrialisieren – mit vorgefertigten Montagesystemen, Plug-and-Play-Speichern und standardisierten Prozessen. Aber bis dahin bleibt die qualifizierte Handarbeit unerlässlich.
Frage 6: Werfen wir zum Abschluss einen Blick in die Zukunft: Wie sieht Ihrer Meinung nach die Photovoltaiklandschaft in Deutschland im Jahr 2035 aus?
Sven Giesbrecht:
2035 wird Deutschland eine völlig andere Energielandschaft haben – wenn wir es richtig anstellen. Ich rechne damit, dass Photovoltaik dann den größten Anteil an der Stromerzeugung ausmacht, noch vor Windenergie. Wir werden überall PV sehen: auf Einfamilienhäusern, Wohnblocks, Gewerbebauten, Parkplätzen, landwirtschaftlichen Flächen und sogar auf Seen (Floating PV).
Ich denke auch, dass wir bis dahin eine Energieautonomie auf kommunaler Ebene erreicht haben – viele Städte und Gemeinden werden sich selbst mit Strom versorgen. Der Eigenverbrauch wird Standard sein, Batteriespeicher allgegenwärtig. Und mit der E-Mobilität werden sich PV und Mobilität vollständig verzahnen.
Die Giesbrecht PV GmbH will Teil dieser Transformation sein. Unser Ziel ist es, nicht nur Anlagen zu bauen, sondern Energiekonzepte zu gestalten, die nachhaltig, wirtschaftlich und sozial verträglich sind. Wenn wir es schaffen, Photovoltaik als ganz normalen Bestandteil der Lebensrealität zu etablieren – dann haben wir als Gesellschaft viel erreicht.
Vielen Dank für das ausführliche Gespräch, Herr Giesbrecht.
Sven Giesbrecht:
Sehr gern. Ich freue mich, dass das Thema endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.