Selbstständig machen – was bei der Existenzgründung zu beachten ist

Selbstständig machen – was bei der Existenzgründung zu beachten ist

Wie funktioniert der Weg in die eigene Selbstständigkeit? Für unerfahrene Personen und selbst für Profis ist die Gründung einer neuen Existenz stets Wagnis und Chance zugleich. Mit Zuversicht, einer motivierenden Herangehensweise und einer gründlichen Planung gelingt Ihnen der Aufbau eines eigenen Unternehmens. Doch welche Schritte gilt es besonders für die Vorbereitung der Gründungsphase zu berücksichtigen? Wissenswerte Informationen über den beruflichen Neuanfang in völliger Eigenverantwortung klären Sie über den aktuellen Stand der Dinge auf.

Am Anfang steht die Idee

Ohne eine nachhaltige Idee, warum ausgerechnet Ihre Produkte oder Dienstleistungen einen Mehrwert für Ihre Mitmenschen darstellen sollen, gelingt der Einstieg nicht. Eine solide Geschäftsgrundlage ist das einzige, zuverlässige Fundament, auf der jedes Unternehmen fußt. Die Ausarbeitung von konzeptionellen Entwürfen im Voraus formt konkrete Vorstellungen. Eine tragende Idee und Geschäftsphilosophie spielt als Kernelement später für Sie auf der Suche nach Geldgebern eine entscheidende Rolle. Meist besitzen Gründer mit beruflicher Vorgeschichte bereits über spezialisierte Kenntnisse, auf denen die Neuausrichtung aufbaut. Aber auch als sogenannter Quereinsteiger können Sie mit Überzeugungskraft und gewissenhafter Ausarbeitung beachtliche Erfolge erzielen.

Essenziell bleibt dabei der Fokus auf ein Produkt, das entweder in der beabsichtigten Form eine absolute Neuheit darstellt oder sich vor möglicher Konkurrenz auf dem Markt effektiv abgrenzen kann. Hilfreich für diesen Prozess ist eine vorgeschobene Marktanalyse und die Definition der zu erreichenden Zielgruppe. Die Suche nach einem markanten Alleinstellungsmerkmal, auch Unique Selling Proposition (USP) genannt, gilt als wichtiger Meilenstein bei der Existenzgründung.

Charakterliche Voraussetzungen

Der Start in ungesichertes Terrain birgt neben geschäftlichen Risiken auch eine erhöhte Belastungsanforderung. Nicht jede Persönlichkeit eignet sich daher für die Selbstständigkeit. Wägen Sie daher genaustens ab, ob die elementarsten Eigenschaften auf sie zutreffen oder Sie sich zumindest zutrauen, diese zu erwerben. Als Neuling im Gewerbe müssen Sie Risikobereitschaft zeigen und einen kühlen, analytischen Blick auf Konkurrenten und die Marktsituation behalten.

Das Knüpfen von Geschäftsbeziehungen und Erschließung erster Kundenkreise fordert viel persönliches Engagement von Ihnen ab. Führungsqualitäten und soziale Kompetenz sind von großem Vorteil, sofern Sie für Ihr Projekt ein Team benötigen. Dementsprechend erwarten Sie zu Beginn der Existenzgründung sehr unregelmäßige Arbeitszeiten mit stark schwankenden Anforderungen. Großer Zeitdruck mit intensiver Arbeitsbelastung und Phasen völligen Leerlaufes können sich zum Beginn rasch abwechseln. Abhängig von Ihrem aktuellen Berufsstand ergeben sich zum unterschiedliche Ausgangslagen.

Unterstützung durch Beratungsstellen

Zwar basiert die Selbstständigkeit auf einem einfachen Grundgedanken, aber die Ausführung untersteht einem recht vielfältigen Spektrum an rechtlichen Aspekten. Nur wirklich erfahrene Gründer bringen das notwendige Wissen mit, um alle notwendigen Erledigungen im Voraus zu überblicken. Unter diesem Gesichtspunkt liegt die Zunahme von externer Unterstützung in Form von Beratungsstellen und Informationsquellen nahe. Nützliche Anlaufstellen für kostenlose Beratung finden Sie bei den Industrie- und Handelskammern. Kommunale Angebote und für Gründer ausgerufene Initiativen kommen ergänzend hinzu.

Große Städte bieten in der Regel eine organisierte und kostenfreie Beratungsstelle für Sie an. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) stellt zu diesem Zweck eine Liste mit Aufstellung betreffender Orte zur Verfügung. Allgemein fallen zumindest für informative Einblicke und Ratschläge für Sie als angehender Selbstständiger keine Gebühren an. Handelt es sich bei Ihrem Gründungsprojekt jedoch um eine ganz spezielle Nische, ist möglicherweise die Inanspruchnahme von professionellen Beratern sinnvoll. Diese begleiten Sie durch alle Vorbereitungsmaßnahmen und liefern konkrete Hinweise und Verbesserungsvorschläge selbst in relativ exotischen Bereichen. In einigen Fällen erstatten Ihnen öffentliche Fördermittel einen Anteil der entstehenden Kosten.

Der Businessplan fasst alle wichtigen Planungspunkte zusammen

Jede Unternehmensplanung erfordert einen roten Faden für die Durchführung. Darin halten Sie von kleinen, organisatorischen Zwischenstationen bis hin zu großen Meilensteinen alles in klar strukturierter Reihenfolge fest. Aber auch die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen finden sich im Businessplan wieder. Als Hauptmerkmal beschreibt dieser das Kernwesen Ihrer geplanten Selbstständigkeit. Einschätzungen zur aktuellen Marktsättigung, Konkurrenz und Zielgruppe lassen darin Rückschlüsse auf den zu erwartenden Umsatz und Gewinn zu.

Ein kompletter Plan zur Finanzierung, verfügbarer Ressourcen, Standorte, Personal und allen Kalkulationen gewährt einen Überblick über die Aufstellung und Erfolgschancen. Von Vorteil ist eine möglichst sachliche, detaillierte Zusammenfassung sowie eine ungeschönte Prognose. Klare, realistische Aussagen vermitteln Seriosität und steigern die Aussicht auf finanzielle Darlehen von Förderinstituten, Investoren und Banken. Der Businessplan dient also nicht nur Ihnen selbst als Blaupause und Orientierungshilfe für die ersten Schritte in die berufliche Selbstständigkeit, sondern ist zugleich ein Aushängeschild für potenziellen Geldgeber. Diese legen Wert auf eine gründliche Präsentation und beurteilen Ihre Kreditwürdigkeit auch anhand Ihrer persönlichen Darlegung.

Selbstständigkeit als Neben- oder Hauptberuf?

Falls für Sie bereits ein festes Angestelltenverhältnis zu einem Arbeitgeber besteht, können Sie mit reduzierten Auflagen die Selbstständigkeit als Nebenberuf angehen. Allerdings existieren diesbezüglich klare Grenzlinien zur hauptberuflichen Existenzgründung, die nicht überschritten werden dürfen. Neben einem weiterhin geregelten Einkommen können Sie langfristig im kleinen Rahmen ein zusätzliches Standbein aufbauen. Unterschiede bestehen zum Beispiel in der Arbeitszeit und dem erzielten Lohn, der in Relation zum Hauptberuf vom Gesetzgeber gedeckelt wird.

Dafür entfallen für Sie bestimmte Abgaben wie die Zahlung in die Sozialversicherungskasse und teils steuerliche Lasten. Auch Arbeitslose haben Aussicht auf eine eigene Unternehmensgründung. Speziell für diese Klientel gewährt der Staat einen Gründerzuschuss über die Bundesagentur für Arbeit, sofern die persönliche Qualifikation von entsprechenden Prüfungsorganen positiv bestätigt wird.

Finanzierung und Firmenkonto

Die Anschaffung von Büroausstattung, Arbeitswerkzeugen und geeigneten Geschäftsstandorten stellt große Anforderungen an Ihre finanziellen Reserven. Einmalige Käufe, Steuern und Unterhaltskosten für Miete oder Personal müssen sich alle in Ihrer Kalkulation finden. Empfehlenswert ist eine Eigenkapitalbasis von ungefähr 15 % aller anfallenden Kosten. Trotzdem überstrapaziert der Einstieg in die Selbstständigkeit häufig die liquiden Rücklagen vieler Privatpersonen. Viele Gründer sind daher auf Geldzuschüsse für den Start angewiesen. Halten Sie deshalb frühzeitig Ausschau nach möglichen, externen Geldquellen, die Ihren Berufsstart zusätzlich unterstützen. Das Spektrum an möglichen Zuschüssen oder Krediten ist sehr breit gestreut. Abhängig vom Institut und Art des Berufsfeldes fallen die Konditionen unterschiedlich aus. An dieser Stelle benötigen Sie nachvollziehbare Angaben bezüglich Ihres Kapitalbedarfs in Ihrem Businessplan.

Nur bei einer gut strukturierten und vollständigen Auflistung gewinnen Sie das notwendige Vertrauen von Kreditgebern. Trotz einer attraktiven Zinslage sollten Sie zunächst staatlichen Fördermitteln den Vorschuss geben. Auch die Beteiligung privater Investoren aus dem persönlichen Bekanntenkreis gilt als potenzielle Quelle für zusätzliches Kapital. Bedenken Sie bei der Berechnung Ihres Bedarfes Ihre Sonderstellung. Als Selbstständiger haben Sie zusätzliche Lasten wie Krankenversicherung und Altersvorsorge privat zu tragen. Zusätzlich steht die Frage nach entsprechenden Versicherungsmaßnahmen für den geschäftlichen Betrieb im Raum. Trennen Sie Ihre privaten von den geschäftlichen Finanzen. Eine Vermengung auf einem gemeinsamen Konto erschwert ansonsten massiv die Übersicht beim Abgleich von Einnahmen und Ausgaben.

Genehmigung durch Behörden

Als Selbstständiger stehen Sie in der Pflicht, Ihre Unternehmung nach gesetzlichen Vorlagen offiziell anzumelden. Die Verfahren und notwendige Dokumente variieren von Art der Tätigkeit und der gewählten Rechtsform. Das Finanzamt trägt den Zuständigkeitsbereich für Freiberufler, während Sie im Falle eines Handwerksbetriebs die Handwerkskammer als Ansprechpartner aufsuchen sollten. Zudem sind steuerrechtliche Fragen zu klären und in einer steuerlichen Erfassung schriftlich zu übermitteln. Für eventuelles Personal bleibt eine Betriebsnummer bei der Agentur für Arbeit und die Anmeldung bei einer Krankenkasse erforderlich. Außerdem ist eine Registrierung bei der passenden Berufsgenossenschaft vonnöten. Nachweispflichten wie Qualifikationen für die Zulassung des Unternehmens stehen ebenfalls im Raum. Aus diesem Grund erweist sich die Hilfe eines Beraters als äußerst hilfreich, um auf das bürokratische Prozedere entsprechend gut vorbereitet zu sein.

Identifikationsfaktoren und Markenrechte absichern

Ein markanter und zugleich treffender Firmenname gilt als unverzichtbarer Identifikationsfaktor für Außenstehende. Hinzu kommt die Gestaltung eines Logos, das Ihre Dienstleistung oder angebotenen Produkte angemessen repräsentiert und gleichzeitig durch ein gefälliges, einfaches Design mit hohem Wiedererkennungswert überzeugt. Das Corporate Design grenzt Sie dauerhaft von Ihren Mitbewerbern ab und gewährt Ihnen ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Sichern Sie sich zusätzlich Domains für Ihre eigene Internet-Präsenz.

Eine eigene, gut gestaltete Webpage mit ansprechendem und zugänglichem Design gilt allein schon wegen Erreichbarkeit für Interessenten und dem Marketing als absolut notwendig. Schützen Sie Ihre Ideen und wichtigen Alleinstellungsmerkmale über ein Patent. Gewerbliche Schutzrechte decken Erfindungen, Testmuster und Markennamen ab, sofern Sie diese amtlich auf dem Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) registrieren lassen. So beugen Sie Nachahmern vor und besitzen eine rechtliche Handhabe gegen illegale Imitate. Gleichzeitig müssen Sie Ihre persönlichen Entwürfe und Ideen mit bereits bestehenden Konzepten und Marken von Mitbewerbern abgleichen. Ansonsten laufen Sie Gefahr, Markenrechte von anderen Parteien zu verletzen und somit juristische Auseinandersetzungen zu provozieren.

Rechtsform bestimmen

Es stehen Ihnen unterschiedliche Rechtsformen für die Gründung eines Unternehmens zur Auswahl. Aus Ihnen erwachsen verschiedene Pflichten, Risiken und Spielräume bei der Selbstbestimmung. Ein rechtlicher Rahmen gilt als gesetzlich vorgeschrieben. Zentrale Elemente stellen die private Haftung sowie das notwendige Startkapital dar. Des Weiteren berührt die Wahl der Rechtsform den formellen Aufwand für Gründer vor und nach der Gründungsphase. Personengesellschaften bestehen aus mehreren Gründern und haften zusätzlich mit Ihrem Privatvermögen.

Dafür entfällt die Voraussetzung ausreichender Finanzreserven aus privater Hand. Möchten Sie das Risiko begrenzen, sollten Sie eine alternative Rechtsform wie die Kapitalgesellschaft auswählen, die die Haftung mit privatem Besitz ausschließt. Es existiert eine große Anzahl an möglichen Varianten, die auch steuerliche Aspekte beeinflussen. Eine Auseinandersetzung mit den einzelnen Details ist für Sie daher vor der Gründung auf alle Fälle ratsam.

Marketing: Bekanntheitsgrad gezielt erhöhen

Werbung ist ein sehr umfangreiches und komplexes Thema. Selbst wenn die Zielgruppe bereits von Ihnen definiert wurde, besteht immer noch die Herausforderung der Erreichbarkeit entsprechender Kundenkreise. Neben verschiedenen Erstmaßnahmen zur Generierung von Stammkunden stellt eine hohe Kundenzufriedenheit den entscheidenden Katalysator zur Kundengewinnung dar. Pläne für die Erschließung des Marktes haben Sie bereits im Businessplan festgehalten. Klassische Methoden über Postsendungen, geschaltete Anzeigen, Messen, aber auch moderne Zielgruppenansprache mit PR-Veranstaltungen und über das Internet mit Social Media Marketing – die Möglichkeiten fallen extrem vielfältig aus und müssen sorgsam abgestimmt werden.

Läuft alles wie beabsichtigt, sorgen positive Empfehlungen von zufriedenen Kunden für einen langsam wachsenden Fluss potenzieller Interessenten für Ihre Produkte. Eine anziehende Werbung gilt als Achillesferse für jedes Unternehmen. Nur wenn es ihnen gelingt, dauerhaft Aufmerksamkeit zu wecken und Menschen zum Kauf zu animieren, gilt Ihr Stand in der Selbstständigkeit als gesichert.

Abschluss von verpflichtenden und ergänzenden Versicherungen

Rechtssicherheit im Falle von Unfällen, Diebstahl oder anderweitigen Schadensarten bleibt besonders für Selbstständige mit begrenzten Finanzreserven unverzichtbar. Eine Berufshaftpflichtversicherung ist ohnehin vorgeschrieben und umfasst alle entstanden Arbeitsschäden an Personen oder Sachgegenständen durch Sie oder Ihr Personal. Außerdem ist der Abschluss einer Inventarsversicherung ratsam, die Verluste von Einrichtungsobjekten wegen Bränden, Hochwasser oder Diebstahl abdeckt.

Je nach Aufgabenbereich kommen zusätzliche Versicherungen infrage. Sind Sie in einer beratenden Funktion tätig, sollten Sie über eine Vermögensschadenshaftpflichtversicherung nachdenken. Als Existenzgründer besitzen Sie die freie Wahlmöglichkeit einer Krankenkasse. Entweder Sie verlängern Ihre Mitgliedschaft bei der gesetzlichen Krankenkasse oder suchen sich eine private Alternative. Private Anbieter koppeln Ihre Beiträge nicht an Ihr Einkommen und stellen in der Regel die attraktivere Option dar. Die Wahl der für Sie passenden Krankenkasse spielt wegen der finanziellen Dauerbelastung eine wichtige Rolle.